Eines zu allererst: mache online einen VIN-Check. Unter den guten Angeboten sind viele mit gefälschtem Tachostand. Das sieht man den Autos in der Regel nicht an. Nicht zuletzt deshalb, weil Fahrersitz und Türpappe schnell gewechselt sind.
Wenn der VIN-Check überstanden ist:
Meiner Ansicht nach kauft man sich moderne Autos am besten mit einem Laptop an der OBD2-Buchse. Wenn Du tatsächlich einen Auskenner an der Hand hast, könnte dieser das machen. Hättest Du das, würdest Du aber hier nicht um Kaufberatung bitten. [EDIT: oh, Du hast jemanden, habe ich überlesen] Wer einigermaßen computeraffin ist und vor etwas Vorabrecherche nicht zurückschreckt, kann sich die notwendige Software selbst installieren und sich ein Kabel kaufen und auch ohne Auto-Wissen viele nützliche Informationen gewinnen. Über die nicht legal zu beziehende BMW-Werkstatt-Software und ihre möglichen Bezugsquellen zu sprechen ist im Forum aber nicht so gerne gesehen.
Natürlich gibt es trotzdem Dinge, auf die man auch ohne Laptop achten kann und sollte. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und nicht nach Wichtigkeit sortiert:
Wenn Du vor dem Auto stehst, gibt es nicht viel zu sehen. Das Meiste, was interessant sein könnte, verbirgt sich hinter Plastikverkleidungen, von denen sich viele nicht mal eben schnell entfernen lassen.
- Wenn Du nicht unbedingt ein adaptives Fahrwerk haben willst: nimm einen ohne. Das Kostenpotenzial ist hoch. Alleine ein Satz neuer Stoßdämpfer kostet damit rund 3000 €.
- Wenn Du zum ersten Mal auf's Auto zugehst, achte auf den Höhenstand der Hinterachse. Die Luftbälge werden schon mal undicht. Wenn der Händler nicht auf den Kopf gefallen ist, hat er die Mühle aber in diesem Fall vor Deinem Erscheinen schon mal laufen lassen, dann siehst Du wahrschienlich nichts.
- Feuchtigkeit in den Scheinwerfern? Sieht man relativ oft. Neue Scheinwerfer sind recht teuer. Es gibt Leute, die sie selber erfolgreich neu eingedichtet haben. Alleine die Dinger auszubauen ist aber schon ein Bisschen Arbeit, muss man nicht unbedingt haben.
- Im Motorraum das Standardprozedere: Öldeckel ab, auf Schleimspuren prüfen, Öl checken, dran riechen, zwischen den Fingern reiben etc. Leider ist bei Dieseln der mögliche Informationsgewinn in Sachen Öl recht überschaubar. Es
schadet auch nie alle anderen Flüssigkeiten anzugucken, sofern diese
zugänglich sind. Ansonsten sieht man da vorne auch nicht viel. Wenn es
irgendwo rausrußt, ist was kaputt.
- Die üblichen Unfallspuren checken. Im Kofferraum unter den Teppichen auf's Blech gucken, vorne mal mit der Taschenlampe auf alle tragenden Stukturen leuchten etc. Sieht es so aus als wäre da was getauscht worden? Sind überlackierte Schraubenköpfe abgerieben? Auch wenn die Türen aus Aluminium sind: auch das kann oxidieren... Nach Spuren an den Schachtabdeckungen, Zierleisten, Türkanten etc. zu suchen, schadet nicht. Wahrscheinlich ist da aber nichts.
- Die meisten F11 haben Wasser in den hinteren Türen. Erkennbar gerade in der jetzigen Jahreszeit durch Wasser- bzw. Salzspuren, die am unteren Ende der Türpappe herauskommen und am Blech herunterlaufen. Bei einem kam mir auch ein großer Schwall Wasser entgegen, als ich die Tür geöffnet habe. Ggf. eine Wasserflasche mitnehmen und auf die Seitenscheibe entleeren.
Das kann man für viel Geld machen lassen, oder sich ein Wochenende Zeit nehmen und selber neu abdichten. Ist kein Hexenwerk, ist aber auch nicht die befriedigendste Arbeit. Wenn es dumm kommt, kann das Wasser auch in die hineren Fußräume laufen. Wenn die schon feucht sind, weißt Du also auch Bescheid. Da das bei so vielen Autos der Fall ist, ist das keinesfalls ein k.o.-Kriterium, kann aber natürlich gut in die Preisverhandlung einfließen.
- Das Glasdach klappert gerne, wenn es offen ist. Würde ich aber nur als kleinen Mangel sehen.
- Kaltstart machen, auf Motorgeräusch achten. Die Steuerkette sollte nach 120tkm gewechselt werden, das macht aber niemand. Wenn es nach dem Starten rasselt (typischerweise bei ca. 1500 rpm) ist es schon recht spät. Ein Kettenwechsel ist teuer. Beim 520D ca. 2000 €, ich vermute beim 530D wird es nicht viel billiger sein. Wenn Du einen mit 200 tkm kaufst, würde ich den Wechsel aber ehrlichgesagt von vorn herein einplanen und in der Preisfindung berücksichtigen.
- Wenn Du drin sitzt und der Motor läuft: mal von D in R und wieder in D schalten. Das sollte ohne Rucken funktionieren. Wenn der Motor läuft, würde ich auch schnell zu einer Probefahrt aufbrechen, damit Du das Kalt-Schaltverhalten der Automatik mitbekommst. Große Ruckler sollte es da nicht geben. Wenn das Öl warm ist, müssen die Schaltvorgänge nahezu unmerklich ablaufen. Wenn es dann Schaltrucke gibt, stimmt was nicht. Natürlich mal hin und her lenken und hören/fühlen ob irgendwas Spiel hat. Ohne Hebebühne ist das wahrscheinlich der einzige praktikable Test, den man bzgl. Fahrwerk machen kann.
- Wenn nach der Probefahrt die Frontjalousie offen ist, kannst Du mal einen Blick auf den Klimakondensator werfen. Der geht gerne durch Steinschläge kaputt.
- Im Innenraum natürlich die wichtigsten Funktionen prüfen. Sitzverstellung, Sitzheizung, Lenkradverstellung, Klimaanlage etc.
Wenn Du dann Laptop, Software und Datenkabel besitzt, kann man allehand Funktionsprüfungen machen, das würde hier jetzt etwas zu weit führen. Was ich mir in diesem Fall auf jeden Fall angucken würde:
- Adaptionswerte des Getriebes
- bei <100 mbar und <10 ms an allen Kupplungen ist alles Bestens. Bei einem Auto mit 200 tkm wirst Du das aber kaum noch finden. Ich würde sagen: wenn Du lange Spaß haben willst, sind <200mbar und <20 ms in Ordnung. Das denkt aber jeder anders und eine "offizielle" Einschätzung gibt es nicht. Klar ist nur: größere Zahlen (egal ob positiv oder negativ) sind schlechter. Ein Fahrzeug mit 250 mbar und 35 ms habe ich persönlich schon stehen lassen (also deshalb nicht gekauft). Für eine Getriebeinstandsetzung ist man schnell mehrere Tausender los. Ein paar hundert Euro (bei ZF afaik ca. 700 €) würde ich in jedem Fall im Geiste schon mal für eine Getriebeölspülung oder zumindest einen Getriebeölwechsel auf den Kaufpreis draufrechnen. ZF empfiehlt eine Spülung alle 80-120 tkm. Da BMW der Meinung ist, das Öl würde ewig halten, macht das aber leider kaum jemand.
- Injektorprüfung / Laufruhemessung
- Die Werte sollten sehr deutlich innerhalb ihres Toleranzbereiches liegen (idealerweise bei 0). Kleiner 1 wäre nett. Injektoren tauscht man typischerweise alle zugleich. Beim 530 mit seinen sechs Injektoren geht das ganz schön in's Geld.
Außerdem gibt es Testroutinen u.A. für den Partikelfilter (ein Defekt kann einen Turboladerschaden nach sich ziehen), für den Grad der Versottung der Ansaugbrücke (das ist mehr ein positiv-Test: wenn da keine starke Versottung erkennbar ist, kann trotzdem eine da sein. Wird eine diagnostiziert, ist sie aber vermutlich auch "echt"). die AGR-Bypass-Klappe (brennt Loch in Ansaugbrücke, wenn defekt) und etliche andere Sachen.